3: AIDS

3.3 Sabotage gegen Abwehrzellen

HIV schwächt das Immunsystem empfindlich, weil es die Kommandeure des Abwehrsystems, die T-Helferzellen, lahm legt. HI-Viren besitzen nämlich passende Schlüsselmoleküle für den sogenannten CCR5-Rezeptor.


Dieses Schloss an der Oberfläche der T-Helferzellen wird von den Viren geöffnet, sie dringen ein und übernehmen die Macht. HIV lässt sich von den T-Helferzellen vermehren, bis diese zugrunde gehen. Dadurch wird die Kommandotruppe, die den Kampf gegen Krankheitserreger koordiniert, selbst geschwächt und schließlich ganz außer Gefecht gesetzt.


T-Helferzellrezeptor ©SWR
T-Helferzellrezeptor

Wie wichtig der CCR5-Rezeptor bei einer HIV-Infektion ist, zeigt sich bei Menschen, denen dieser T-Helferzellrezeptor aufgrund einer Mutation fehlt. Ohne das passende Schloss bleibt dem HI-Virus der Weg in die Zelle versperrt. Man nimmt an, dass dieser Mechanismus infizierte Langzeitüberlebende schützt.



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Die Sabotage der HI-Viren ist so wirksam, weil die virusbefallenen T-Helferzellen Signale aussenden, die noch intakte T-Helferzellen in der Umgebung zum Selbstmord zwingen. HIV infiziert auch Fresszellen, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Als blinde Passagiere gelangen die HI-Viren in das zentrale Nervensystem und richten dort Schäden an.


Täuschung und Tarnung

HIV täuscht das Immunsystem zusätzlich. Ein Bestandteil der Virushülle, das Glykoprotein gp160, ähnelt Molekülen auf Immunzellen. Bei der Bekämpfung von HI-Viren werden auch eigene Abwehrtrupps ausgeschaltet. AIDS-Erreger versuchen, sich noch durch eine weitere Strategie dem Zugriff des Immunsystems zu entziehen. Sie verändern durch Variation von Oberflächenmolekülen immer wieder ihr Aussehen. Die Abwehr kommt mit der Bildung passender Antikörper nicht nach.


©SWR

T-Helferzellen und Immunstatus

Die Zahl der T-Helferzellen im Blut nimmt bei HIV-Infizierten langfristig immer mehr ab. Sie gibt dem Arzt wichtige Hinweise darauf, wie stark das Immunsystem geschwächt und wie weit die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen nötig, auch um den Erfolg einer medikamentösen Therapie zu kontrollieren.